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#Wenn Vaatz kommt, kriegt jeder was ab

Wenn Vaatz kommt, kriegt jeder was ab

Fast dachte man schon, Arnold Vaatz würde altersmilde. Eine halbe Stunde lang hatte der 65 Jahre alte Bürgerrechtler und CDU-Bundestagsabgeordnete am Samstag im Dresdner Landtag eine Art Erlebnisbericht über die friedliche Revolution, die Wiedergründung des Freistaates Sachsen und die Wiedervereinigung geliefert und dabei für seine Verhältnisse eher zaghaft gegen Medien und Wessis ausgeteilt. Der große Kick aber, den typischen Vaatz eben, den sich die meisten im Saal wohl erhofft hatten, der ließ bis zum Schluss auf sich warten. Dann aber, in den letzten sechs Minuten seiner Rede, gab Arnold Vaatz Vollgas und wurde immer wieder von stürmischem Beifall unterbrochen. Das lag auch daran, dass zur Feierstunde zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit und zur Wiedergründung des Freistaates Sachsen lediglich Abgeordnete von CDU und AfD sowie Gäste in den Plenarsaal gekommen waren, unter ihnen zahlreiche DDR-Bürgerrechtler und Bundestagsabgeordnete.

Stefan Locke

Stefan Locke

Korrespondent für Sachsen und Thüringen mit Sitz in Dresden.

Die in Sachsen mitregierenden Grünen und die SPD hatten die Veranstaltung ebenso wie die Linke boykottiert, und zwar explizit weil ihnen der Redner und manche seiner Positionen nicht passten. Das hatte vor der Veranstaltung einen mittelschweren Eklat ausgelöst und der Rede eine überdimensionierte Beachtung verschafft. Zur 1989 erkämpften Freiheit gehöre es eben auch, nicht zu einer solchen Veranstaltung zu gehen, teilten Linke und Grüne mit. Die SPD gab immerhin zu, dass die Schärfe der Debatte um den Festredner übertrieben und „die Verdienste von Arnold Vaatz rund um die Friedliche Revolution unbestritten“ seien, man sich von einer solchen Rede aber „ein Signal der Verbindung und des Zusammenführens und nicht der Spaltung“ erwarte und deshalb diesmal fernbleibe. Sachsens Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU), der Vaatz ohne Absprache mit den anderen Fraktionen eingeladen hatte, hielt daran fest. Was Vaatz sage, behage gewiss nicht allen, lasse aber keinen Zweifel an seiner demokratischen Haltung zu, sagte Rößler am Samstag. Er bedaure deshalb ausdrücklich, dass Teile des Parlaments nicht teilnähmen.

Vaatz ist eine Art enfant terrible in der CDU, und er geht keinem Konflikt aus dem Weg. So randalierte er etwa jahrelang im Wechsel mit Gregor Gysi in einer Kolumne der Zeitschrift „SuperIllu“ durchaus unterhaltsam herum. In Dresden griff er einst die Gegner der Waldschlösschenbrücke heftig an, mit dem „Westen“ ist er fertig, die Presse hält er für „durchweg links“ und bezichtigte sie „einer von demokratischen Prinzipien nicht gedeckten Einflussnahme auf die Politik“. Jüngst warf er dem Berliner Rathaus und der Polizei vor, die Teilnehmerzahlen der Anti-Corona-Demos kleinzurechnen wie 1989 Politik und Medien die Demonstrationen in der DDR. Die Empörung war riesig, es hagelte Rücktrittsforderungen, wobei völlig unterging, dass Vaatz die Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der Pandemie ausdrücklich unterstützte und insbesondere die Bundeskanzlerin lobte. Vaatz mag nicht immer berechenbar sein, aber er weiß, woher er herkommt und wohin er gehört.

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