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#Zwei Kandidaten gegen Tübinger Oberbürgermeister

„Zwei Kandidaten gegen Tübinger Oberbürgermeister“

Sechzehn Jahre Helmut Kohl, sechzehn Jahre Angela Merkel, sechzehn Jahre Boris Palmer. Das ist genug. Diesen Satz höre ich gerade häufiger“, sagt Sofie Geisel. Sie ist unterwegs im Tübinger Wohngebiet Wanne. Die SPD-Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl hat eine Stofftasche mit Flyern umhängen und läuft von Haustür zu Haustür des Mietwohnungsblocks. Die 50 Jahre alte Politikerin muss nur fünfmal klingeln, bis sie jemanden gefunden hat, der vom grünen Oberbürgermeister Boris Palmer genug hat.

Die meisten Wähler – das ergab auch eine Meinungsumfrage vor ein paar Monaten – sind noch unentschieden, nehmen die Broschüren gern entgegen, öffnen ihre Haustüren aber nur einen Spalt und scheinen sich mit den Details des Wahlkampfes noch wenig befasst zu haben. Die Wahl in Tübingen ist am 23. Oktober; der Wahlkampf nimmt gerade erst Fahrt auf. An der Tür eines Reihenhauses trifft Geisel auf einen ehemaligen Krankenpfleger, Typ freundlicher Familienvater, schwarzes T-Shirt mit Queen-Logo. Er arbeitet jetzt als Berater in der Medizinbranche. Er macht sofort eine Ansage: „Ich werde Herrn Palmer nicht mehr wählen. Der ist ein sehr intelligenter Mensch und ein helles Köpfchen. Aber er ist ein Rechthaber, er will alles ums Verrecken durchsetzen.“ Geisel überreicht ihm ihr fast dreißig Seiten dickes Wahlprogramm.

Die Sozialdemokratin, die auch von der FDP unterstützt wird, stammt aus einer Politikerfamilie, sie ist Geschäftsführerin einer Tochtergesellschaft des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) in Berlin. Im Gegensatz zu den Grünen will sie für den Wohnungsbau im Südwesten Tübingens mehr bislang unbebaute Flächen opfern sowie deutlich mehr Windräder bauen lassen. Geisel setzt ihre Tour zwei Straßen weiter fort, dort stehen neben einer älteren Reihenhaussiedlung moderne dreigeschossige Wohnblocks.

Sofie Geisel (SPD) tritt in Tübingen gegen Boris Palmer an.


Sofie Geisel (SPD) tritt in Tübingen gegen Boris Palmer an.
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Bild: Verena Müller

Geisel versucht es zunächst bei den älteren Reihenhäusern. Ein Ehepaar, das sich offensichtlich den Grünen verbunden fühlt, schimpft über den Cum-ex-Skandal und verweigert das Gespräch. Beim Reihenendhaus ist die Kandidatin erfolgreich: Das Ehepaar Friedrich begrüßt die Kandidatin überschwänglich, beide wünschen sich einen anderen Oberbürgermeister. „Als hier kürzlich über Nachverdichtung debattiert wurde, die neuen Häuser gebaut werden sollten, haben wir uns gegen das dritte Stockwerk gewehrt. Palmer hat uns erst nicht angehört und dann geschrieben: Ein Recht auf eine schöne Aussicht gebe es nicht“, sagt der Mann. Er stamme aus Chemnitz und habe die DDR noch erlebt. „Da ist man empfindlicher, wenn es um Demokratie geht.“

Komplizierter Burgfrieden in Tübingen

In der süddeutschen Ratsverfassung haben Oberbürgermeister eine starke Stellung, viele vergessen in der achtjährigen Amtszeit, dass es auch noch Wähler gibt. Der Ausgang der Wahl im Oktober entscheidet nicht nur darüber, welche Politik in den nächsten acht Jahren in Tübingen gemacht wird. Es geht auch darum, ob der wohl streitbarste und prominenteste grüne Kommunalpolitiker Deutschlands, der seine Parteimitgliedschaft vorübergehend ruhen lassen muss, seine politische Karriere fortsetzen kann – und vor allem, ob er eine Wahl gegen Teile seiner eigenen Partei gewinnen kann.

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