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#Zwei Männer und ein Segen

Zwei Männer und ein Segen

Für Robin und Maurice war es ein Gang ins Ungewisse. „Wir wussten nicht so ganz, worauf wir uns einlassen“, sagt Maurice nach dem Gottesdienst. Schließlich ist in der katholischen Kirche eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare nicht vorgesehen. Die beiden jungen Männer sind am Montagabend in die Liebfrauenkirche in Frankfurt gekommen, zu einem der mehr als hundert Segnungsgottesdienste, die nach Angaben der Organisatoren der Aktion „Liebe gewinnt“ in ganz Deutschland gefeiert wurden – als Reaktion auf das vatikanische Verbot der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Die Aktion hat viel Aufsehen erregt. Kritiker sprachen von einer politischen Instrumentalisierung, manche warnten gar vor einer Kirchenspaltung.

In der Liebfrauenkirche ist die Messe an diesem Werktag hingegen unaufgeregt. Regenbogen-Fahnen wehen nicht vor der Kirche im Schatten der Bankentürme. Die Kirchenbänke sind schlicht wie immer ohne Rosen und ohne weiße Schleifen. Neben der Osterkerze steht noch dasselbe Blumengesteck wie am Tag zuvor. Auf die kirchenpolitische Auseinandersetzung geht Pater Stefan Maria Huppertz in seiner Predigt gar nicht ein. Die Begriffe „Vatikan“, „Protest“ oder „Homosexualität“ fallen nicht. Stattdessen legt er die Lesungen aus, jene Bibelstellen, die an diesem Tag auf der ganzen Welt in der katholischen Kirche vorgetragen werden. So wie es Rom vorschreibt. Eine davon stammt aus der Apostelgeschichte. Nur das Wort „Vielfalt“ streift der Kapuzinerpater kurz, wenn er darüber spricht, dass Paulus und seine Begleiter „sehr unterschiedliche Lebenswirklichkeiten“ kennengelernt hätten, als sie den Glauben in aller Welt verkündeten und diese „Vielfalt aushalten“ mussten.

Die Abendmesse mit anschließender Möglichkeit zum Einzelsegen in der Frankfurter Kirche Liebfrauen


Die Abendmesse mit anschließender Möglichkeit zum Einzelsegen in der Frankfurter Kirche Liebfrauen
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Bild: Laila Sieber

Am Schluss der Messe lädt Pater Stefan alle ein, sich einen persönlichen Segen spenden zu lassen und er spricht davon, dass sich dort, wo Menschen liebend „als Paar unterwegs“ seien, die Liebe Gottes zeige. Maurice und Robin sind ein solches Paar. Sie bleiben noch einen Augenblick in der Bank hinten rechts sitzen, dann reihen sie sich in die Schlange im Seitenschiff ein. Viele Frauen stehen dort mit ihnen auf Abstand, die allein gekommen sind. Manche, weil sie allein leben und andere, weil der Partner oder die Partnerin nicht mitkommen konnte, wie Pater Stefan später sagt. Etwas weiter vorne wartet noch ein zweites Paar auf den Segen, ein Mann und eine Frau Mitte sechzig. Die beiden sind seit 27 Jahren standesamtlich verheiratet. Aber weil der Mann vor vierzig Jahren für kurze Zeit kirchlich verheiratet gewesen und dann geschieden worden sei, dürften sie nicht kirchlich heiraten. Im Kirchenjargon ist von den wiederverheirateten Geschiedenen die Rede, auch sie leben aus römischer Perspektive in ungeordneten Verhältnissen.

Allen spricht Pater Stefan mit leichten Abwandlungen einen frei formulierten Segen zu: „In eurem Suchen und Finden auf euren Wegen als Einzelne und als Paar, segne und begleite, stärke und behüte euch der gute und treue Gott.“ Schließlich sind Maurice und Robin dran. Pater Stefan wechselt ein paar Worte mit ihnen. Dann hebt er die Hände und erbittet Gottes Segen: „Er segne das, was euch verbindet. So segne und begleite euch der gute und treue Gott.“

Im November sind sie sechs Jahre zusammen: Robin und Maurice


Im November sind sie sechs Jahre zusammen: Robin und Maurice
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Bild: Laila Sieber

Der Priester habe wissen wollen, was ihnen auf der Seele brenne, sagt Maurice später. Da hätten sie gesagt, es gehe um ein Zeichen für diese Gemeinschaft, in der Beziehung laufe es gut. Im November seien sie schon sechs Jahre zusammen. Er ist dreißig, sein Partner Robin 28 Jahre alt. In einer katholischen Gemeinde im Rhein-Main-Gebiet spielen sie in einer Kirchenband. Robin sagt, er mache dort Musik, seit er sprechen könne. Er spielt Keyboard, sein Freund Maurice Gitarre. In der Gemeinde hätten sie nie Probleme damit, dass sie als Paar aufträten, auch wenn sie es nicht eigens thematisiert hätten. „In der Band liegt es auf der Hand, wenn wir zusammen wohnen, zusammen zu den Proben kommen und uns ab zu auch ,Schatz’ nennen.“

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