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#Die SPD kann wieder feiern

Die SPD kann wieder feiern

Kurz vor 18 Uhr kann man im Willy-Brandt-Haus eine Stecknadel fallen hören. Stille vor der ersten Prognose. Dann wächst der Balken der Union, nicht sehr hoch. Dann der rote, der sozialdemokratische. Und als der ein winziges Stück am schwarzen Balken vorbeizieht, bricht für Sekunden Jubel aus. Es folgt ein kurzes Innehalten, die erste Prognose für Berlin kommt. Wieder Jubel. Dann Mecklenburg-Vorpommern: Riesenjubel. Die SPD liegt überall vorn, jedenfalls laut ARD zu diesem Zeitpunkt, aber gerade im Bund ist noch längst nichts sicher. Das wird augenblicklich klar, als die ARD-Prognose erscheint, der zufolge beide Parteien bei der Bundestagswahl gleichauf liegen. Alles ist offen.

Die Grünen sind ersten Prognosen zufolge schwach, das kommt unerwartet. Und dass im Willy-Brandt-Haus so mancher SPD-Anhänger auf die Linke gehofft hat, wird am Seufzen deutlich, das durch die Menge geht, als die Partei bei nur fünf Prozent eingeschätzt wird. Es wird ein langer Abend, das ist schon um 18 Uhr klar. Die Hochrechnungen werden die SPD dann über weite Teile des Abends etwa einen Punkt vor der Union sehen.

Als SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz kurz nach 19 Uhr in die Parteizentrale kommt, wird er dort gefeiert. Die Mitglieder rufen: „Olaf, Olaf!“ Dazu Kameras dicht an dicht, Reporter aus aller Welt, Gäste aus dem ganzen Land. Scholz und seine Frau Britta Ernst werden umringt von der Parteiführung, Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. Wenige Minuten zuvor hat Scholz’ Konkurrent im Rennen um das Kanzleramt, Armin Laschet (CDU), erklärt, er strebe unabhängig vom Wahlausgang weiter an, eine Regierung zu führen. Jede Stimme für die Union sei eine Stimme gegen eine links geführte Bundesregierung. Das löst bei der SPD Unruhe aus. Als Laschet sich dann auch noch schwungvoll den Grünen an den Hals wirft und eine „Zukunftskoalition“ mit Klimapriorität ankündigt, brandet im Willy-Brandt-Haus Empörung auf.

Scholz zögert nicht lange. Zehn Minuten später tritt er vor seine Anhänger. Mehrfach setzt er an, um zu sprechen, der Jubel will kaum enden. Scholz sagt: „Die Bürgerinnen und Bürger möchten, dass es einen Wechsel gibt in Deutschland und dass der nächste Kanzler Olaf Scholz heißt.“ Mit „Pragmatismus, Zuversicht und Geschlossenheit“ werde man angehen, was da komme, kündigt er an. Da jubelt die SPD. Bemerkenswert ist, dass Saskia Esken daraufhin nicht zuerst dem Kanzlerkandidaten dankt, sondern vielen anderen: den Mitgliedern, den Kandidaten im ganzen Land. Und dazu „Norbert, Lars, Olaf, Rolf“. Für Esken ist Scholz einer von vielen, denen man den Erfolg verdankt.

Es sind zwei bekannte Sozialdemokraten, die kurz nach 18 Uhr die ersten Prognosen kommentieren. „Die SPD ist wieder da“, sagt Generalsekretär Lars Klingbeil im ZDF. „Die SPD hat den Regierungsauftrag. Wir wollen, dass Olaf Scholz Kanzler wird.“ Arbeitsminister Hubertus Heil nennt das Ergebnis in der ARD einen „grandiosen Erfolg“. Es sei „ein Vertrauensbeweis“ für Olaf Scholz. „Ich bin verdammt stolz auf meine Sozialdemokratie“, sagt Heil. Als Scholz am Sonntagmorgen im Potsdamer Stimmbezirk 4106 wählen geht, sagt er, er hoffe auf „ein sehr starkes Ergebnis für die SPD und darauf, dass die Bürgerinnen und Bürger mir den Auftrag geben, der nächste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland zu werden“.

Dass die Partei einen besonders deutlichen Auftrag zur Kanzlerschaft bekommen würde, damit war nach den letzten Umfragen vor der Wahl nicht mehr zu rechnen gewesen. Die Union hatte aufgeholt, die Sozialdemokraten ihre Führung nicht weiter ausbauen können. Scholz reagierte auf die zunehmend heftigen Angriffe von Union und Grünen gereizt. Mit roten Ohren ließ er sich von Armin Laschet im Fernseh-Triell mit Vorwürfen und Verdächtigungen belegen – die Stichworte lauteten Finanzskandale, Hausdurchsuchung, Linkskoalition. Doch dann fand er zurück in seine selbstverordnete Gelassenheit. Vielleicht half ihm, dass Attacken des Widersachers in Umfragen zur Kompetenz als Kanzlerkandidat keine nennenswerte Auswirkung hatten: Doppelt so viele Befragte hielten Scholz bis zuletzt für kompetenter als Laschet. Doch gewählt werden zur Bundestagswahl Parteien. Und Parteienforscher wurden bis zuletzt nicht müde, daran zu erinnern, dass der Kandidat zwar wichtig sei, die Partei aber wichtiger.

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