Nachrichten

#Geht es bei der Impfreihenfolge fair zu?

Geht es bei der Impfreihenfolge fair zu?

Ursula Bauer wartet. Geduldig und schon seit Wochen. Am 23. Februar hat sich die 79 Jahre alte Frankfurterin beim Impfterminservice des Landes registrieren lassen, doch bis heute hat sie keinen Termin bekommen. Das Warten auf die Coronaschutzimpfung würde sie noch aushalten, wenn nicht ihr Vertrauen in eine faire Terminvergabe langsam schwinden würde. Das Land Hessen hat dazu mitgeteilt: Innerhalb der zweiten Priorisierungsgruppe, die nun hauptsächlich geimpft wird, werden die Ältesten zuerst berücksichtigt.

Monika Ganster

Doch Ursula Bauer hat jüngere Bekannte und Freundinnen, alle ebenfalls über 70, die sich auch angemeldet hatten und schon einen Termin bekommen haben. „Ich will nicht bevorzugt werden“, sagt die Juristin, „aber ich möchte, dass es gerecht zugeht.“ Seit einem Jahr werde ihr ständig gesagt, dass sie zur besonders gefährdeten Gruppe gehöre, was „das Lebensgefühl nicht gerade erhöht hat“. Doch nun fühlt sich Bauer, die im wirklich Leben anders heißt, übergangen – zumindest in der Reihenfolge der Impfung.

Ein Sprecher des Innenministeriums widerspricht: An der zugesicherten Reihenfolge habe sich nichts geändert. Sie erfolge nach Altersjahrgängen absteigend und innerhalb des Jahrgangs nach dem Zufallsprinzip. Zusätzlich würden Vorerkrankungen berücksichtigt. Ein Test auf impfterminservice.de zeigt, dass man tatsächlich zwei Kriterien auswählen kann, warum man bald geimpft werden sollte: Das Alter über 70 sowie schwere Vorerkrankungen.

Flexibilität ist gefragt

Ein anderer Grund für Bauers Verunsicherung ist, dass offenbar in Impfzentren im Umland schon die „Jüngeren“ der Priorisierungsgruppe zwei geimpft werden, die Anfang 70 sind. Und dass generell mit der Reihenfolge flexibler umgegangen werde, wenn es die Umstände erfordern.

Außerdem weiß Ursula Bauer von einer anderen Website, über die eine Bekannte einen Termin bekommen hat: Terminland.de. Diesen Dienstleister hat die Stadt Frankfurt beauftragt, um rasch jenen Bevölkerungsgruppen einen Impftermin vermitteln zu können, die aufgrund ihres Berufs einem besonderen Infektionsrisiko ausgesetzt sind und die kurzfristig vom Bund in die Priorisierungsgruppe zwei gehoben wurden: unter anderen Ärzte, Grundschullehrer, Polizisten.

Für die dafür bereitgestellte Menge des Impfstoffs Astra-Zeneca habe man ein eigenes, flexibles Vergabesystem benötigt, heißt es vom Gesundheitsamt Frankfurt. Die Terminvergabe des Landes war dafür nicht geeignet. Die Idee aus Wiesbaden, alle niedergelassenen Ärzte einer Stadt an zwei Wochenenden zu impfen, habe sich in Frankfurt nicht machen lassen, dazu brauchte man eine flexiblere Terminlösung.

Der Impfstoff von Astra-Zeneca, der offiziell in Hessen noch gar nicht für Senioren über 65 Jahren zugelassen ist, da eine Aktualisierung der Impfverordnung aussteht, kam ohnehin nur für Jüngere in Frage. So konnte die Impfgruppe ausgeweitet werden, ohne den Älteren Impfstoff „wegzunehmen“, heißt es dazu auch vom Innenministerium.

Findige Senioren

Doch offenbar hatte man bei „Terminland“ nicht mit der Findigkeit von Senioren gerechnet, die den Link für die Impfanmeldung zugespielt bekommen hatten. Zwar war die Anmelde-Information von den Arbeitgebern mit der Maßgabe weitergegeben worden, den Link vertraulich zu behandeln, doch die Zeiten sind eben besonders. Senioren haben ihn jedenfalls in Frankfurt in den vergangenen Tagen fleißig geteilt.

Sie konnten sich in einer unbestimmten Kategorie als „Sonstige“ anmelden. Die Lücke fiel jedoch im Impfzentrum auf, und so ist diese Sonderkategorie seit Donnerstag nicht mehr verfügbar. Jetzt können sich dort nur noch die Berufsgruppen anmelden, für die die Anmeldung bei Terminland auch gedacht war.

Dem Sprecher des Innenministeriums bleibt nur, die Ältesten weiter um Geduld zu bitten: „Niemand, der registriert ist, wird vergessen.“ Die Aussichten würden absehbar besser, sobald mehr Impfstoff geliefert werde. Bis zum Ende des Monats sind dem Land 520.500 Dosen in Aussicht gestellt, davon 245.700 von Biontech, 80.400 von Moderna und 194.400 Dosen von Astra-Zeneca. Im zweiten Quartal steigen die Zusagen dann signifikant an: 5,8 Millionen Dosen Impfstoff darf Hessen erwarten. Gleichzeitig werden die Kapazitäten hochgefahren: Im Frankfurter Impfzentrum werden von Montag an zwischen 7 und 22 Uhr rund 3000 Personen am Tag gegen Covid-19 geschützt.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!