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#Kanzlerkandidatur der Union: Söders Dilemma

Kanzlerkandidatur der Union: Söders Dilemma

Mit welchen inneren Regungen Markus Söder den ausufernden Streit in der CDU verfolgt, weiß nur er selbst. Es gibt allerdings Vermutungen, dass er in der Krise der Schwesterpartei auch eine Chance sieht: für sich. Wenn die, je nach Zählung, drei bis vier Kandidaten für den Parteivorsitz sich weiter so bekriegen, dass auch der Sieger des Gemetzels aussieht wie ein Verlierer, könnte in der CDU die schon vor Merzens Verschwörungstheorie laut gewordene Forderung anschwellen, die Kanzlerkandidatur dem unbeschädigten Söder anzutragen. Nur dann kann der Vorsitzende der kleineren Unionspartei auch nach der Kandidatur greifen. Gegen den Willen der CDU, selbst einer, die aus verfeindeten Lagern bestünde, wäre das nicht möglich.

Sollte Söder also schon von stiller Vorfreude auf den Tag erfüllt sein, an dem eine Delegation aus Veteranen des CDU-Bruderkriegs nach München mit der dringenden Bitte marschiert, für die Union im Herbst 2021 zu retten, was noch zu retten ist? Das würde, das müsste dem mächtigsten Mann in der CSU und in Bayern schmeicheln, dessen Aufstieg nicht einmal Horst Seehofer verhindern konnte, obwohl er es mit aller Kraft versucht hatte. Die Aufforderung, sich nicht nur für Bayern, sondern für ganz Deutschland in die Pflicht nehmen zu lassen, würde Söder von seinem Schwur entbinden, in München zu bleiben. Den formulierte der CSU-Vorsitzende stets so, dass man auch in der CDU immer damit rechnen musste, er könne sich das doch noch anders überlegen. Zum Selbstverständlichen der CSU gehört es, bei der Kür des Kanzlerkandidaten der Union mitzureden. Am meisten Gewicht haben die Worte der CSU, wenn ihr Vorsitzender selbst als Kandidat in Frage kommt.

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Die Kanzlerkandidatur bärge für Söder aber auch erhebliche Risiken. Mit der Abtretung an die CSU gestände die CDU ein, niemanden zu haben, dem sie den Sieg im nächsten Herbst zutraute. Bei einem Kanzlerwahlverein wie der CDU käme das einem Offenbarungseid gleich. Schon die bisherigen – gescheiterten – Kanzlerkandidaten der CSU, Strauß und Stoiber, mussten erleben, dass die CDU nicht mit jeder Faser in den Wahlkampf für den Mann aus dem Süden zog. Stünden der künftige CDU-Vorsitzende und dessen Lager hinter Söder? Was wäre mit den unterlegenen Kandidaten und ihren Unterstützern? Die CDU ist so tief zerstritten wie lange nicht – und dann sollte sie sich hinter Söder versammeln?

Nach einer Niederlage in der Bundestagswahl, die zu einem Verlust des Kanzleramts führte, käme Söder als gerupfter Löwe nach Hause, der den Nimbus des Unbesiegbaren verloren hat. Im Freistaat an der Macht zu bleiben ist aber das oberste Ziel der CSU; ihr ganzes Denken und Handeln wird davon bestimmt.

Was aber, wenn Söder Kanzler würde? Das wäre ein Triumph, für den Franz Josef Strauß alles gegeben hätte. Und doch darf man daran zweifeln, dass die CSU lange von einem solchen außergewöhnlichen Erfolg profitierte.

Nicht jeder muss so präsidial regieren wie Angela Merkel. Als Kanzler einer von einer Koalition getragenen Bundesregierung könnte ein CSU-Vorsitzender aber nicht mehr ein knallharter Vertreter der Interessen Bayerns sein. Er bliebe gleichwohl der Chef der kleineren Unionspartei. Dieser Stachel säße tief im Fleisch der CDU; vier Jahre lang – wenn die Koalition so lange hielte. Sollte es zu einem schwarz-grünen Bündnis kommen, wäre die Partei eines Kanzlers Söder mit Abstand die schwächste.

Die Zurückhaltung des CSU-Vorsitzenden in Sachen Kanzlerkandidatur ist also nicht nur Koketterie. Ohnehin muss er abwarten, wie das Hauen und Stechen in der CDU ausgeht. Falls der Sieger eines Tages zum Frühstücken nach Nürnberg kommen sollte, könnte Söder aber auch nicht folgenlos ablehnen. Das sähe nach Kneifen aus. Ein bayerischer Doppelmonarch aber, so steht es im Glaubensbekenntnis der CSU, darf nur Gott fürchten, sonst nichts auf der Welt. Ihren bundespolitischen Anspruch kann die Partei nur aufrechterhalten, wenn sie die Möglichkeiten wahrnimmt, die Bundespolitik zu gestalten. Und wo könnte sie das besser als im Kanzleramt?

Söder steckte also, wenn eine frustrierte CDU tatsächlich ihm die Kanzlerkandidatur antragen würde, in einem Dilemma. Sein Ehrgeiz, sein Gestaltungswille und sein Selbstbewusstsein dürften diesem Moment entgegenfiebern. Die Vorsicht, die ebenfalls in seinen Aktionen zu erkennen ist, wird ihm jedoch dazu raten, der Versuchung zu widerstehen, seinen kometenhaften Aufstieg in einer bundespolitischen Umlaufbahn fortzusetzen. Am bayerischen Firmament bliebe Söder lange Zeit der Fixstern, der alle anderen überstrahlt. Im Himmel über Berlin dagegen könnte selbst er vergleichsweise rasch verglühen. Söder wird das Schicksal seines alten Konkurrenten Guttenberg so wenig vergessen haben wie Stoibers Hals-über-Kopf-Flucht aus der Hauptstadt vor 15 Jahren. Berlin ist ein schwieriges Pflaster für die CSU. Heimspiele hat sie in Bayern, nicht in Preußen.

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