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#Lebensläufe von Politikern: Biographien aus dem Bundestag

Lebensläufe von Politikern: Biographien aus dem Bundestag

Der Lebenslauf von Politikern ist so etwas wie eine Uniformjacke mit Orden daran: völlig nutzlos in der Schlacht, doch imposant beim Erzählen vom Krieg. Wenn einer hoch dekoriert die Bühne betritt, klimpert es vielsagend. Dann wissen die Leute, dass jemand Wichtiges kommt. Zum Beispiel Annalena Baerbock. Die hat gerade Ärger, weil ihr Lebenslauf sie wichtiger machte, als sie ist, und sie ist immerhin Kanzlerkandidatin der Grünen. Baerbock musste Angaben korrigieren, nachdem Journalisten Unstimmigkeiten gefunden hatten. Keine riesigen Sachen, aber mehrere kleine. Zum Beispiel hatte Baerbock geschrieben, sie habe als Büroleiterin einer Europaabgeordneten in Brüssel gearbeitet. Inzwischen fehlt „Brüssel“ im Lebenslauf. Baerbock kommentierte: „Das war Mist.“

Mist baut jeder mal. Bloß kann ihn im Lebenslauf eines Politikers jeder sehen. Schon deshalb achten die meisten peinlich genau darauf, was da über sie steht. Und was nicht.

Politiker veröffentlichen ihre Lebensläufe so selbstverständlich wie Teenies ihre Selfies. Sie stellen sie ins Internet, lassen sie in Handbücher drucken und auf Flyer für die Wähler. Der Bundestag dokumentiert auf seiner Internetseite die Lebensläufe aller Abgeordneten, die das wünschen. Es sind viele. Manche Angaben sind Pflicht, zum Beispiel der Beruf. Regelmäßig rechnet die Verwaltung des Bundestags aus, ob schon wieder mehr Juristen da sitzen und weniger Facharbeiter. Im Vorwort zu dieser Statistik gibt es eine interessante Textstelle. Da geht es um wissenschaftliche Kritik am Berufsbegriff und darum, was der Beruf noch aussage über jemanden. Der Soziologe Ulrich Beck wird zitiert. Er sehe, dass sich die Menschen in unserer Gesellschaft radikal individualisierten und sich ihre Biographie selbst herstellen, inszenieren, zusammenschustern müssten. Dabei kämen Bastelbiographien raus.

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Viele Bundestagsabgeordnete basteln ihre Biographien nach derselben ungeschriebenen Anleitung. Und versuchen zugleich, aus der Masse herauszustechen. Aber wie, wenn man tut, was alle tun? Am deutlichsten dadurch, dass man es besser tut als andere, aber am leichtesten dadurch, dass man einfach mehr tut. Das hat zur Folge, dass Politiker gern möglichst lückenlos auflisten, wo sie sich engagieren, vom Bundestagsausschuss bis zum heimischen Tischtennisverein. Besonders deutlich wird das in einem Nachschlagewerk, das die Kurzlebensläufe aller Bundestagsabgeordneten enthält, dem Kürschner. Er ist vor allem für Leute, die beruflich mit Politikern zu tun haben, und für Politiker selbst. Was im Kürschner stehen soll, entscheiden die Abgeordneten selbst. Wenn jemand neu in den Bundestag einzieht, meldet sich die Redaktion bei ihm, und zweimal im Jahr kann aktualisiert werden. Fast immer bedeutet das auch: gekürzt.

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