Nachrichten

#Warum das Wohnen Giffeys größtes Problem ist

„Warum das Wohnen Giffeys größtes Problem ist“

Zu Jahresbeginn suchte die CDU-Bundestagsabgeordnete Christina Stumpp eine Wohnung in Berlin. Sie postete im Intranet des Bundestags, man möge ihr bitte Tipps geben. Die Wohnung solle sich im Regierungsviertel befinden, jedenfalls nicht mehr als vier Kilometer entfernt vom Reichstag. 60 Quadratmeter oder mehr, Bruttokaltmiete höchstens 800 Euro. Das Portal Business Insider gab ihre Wünsche in eine gängige Wohnungssuchmaschine ein. Nur ein einziges Angebot kam den Ansprüchen nahe: 750 Euro Kaltmiete, ein Zimmer. Das hatte allerdings nur 14 Quadratmeter.

Berlin war lange auch deshalb attraktiv, weil man dort billig leben und wohnen konnte. Die Altbauwohnung mit Holzdielen zum Spottpreis war Inbegriff für das Dasein in einer Stadt, die nichts mit Hamburg, München oder Frankfurt am Main gemein hatte, in denen nur die Reichen in den besseren Vierteln leben konnten. Für das Ausgehen in Kneipen und Restaurants gelten diese Vorzüge Berlins immer noch, für das Mieten aber nicht mehr.

Der Berliner Wohnungsmarkt ist umkämpft wie kaum einer in der Republik. Die durchschnittliche Miete pro Quadratmeter ist in zehn Jahren von rund sieben Euro auf knapp elf gestiegen, heute werden bei Neuvermietungen oft 14 oder gar 18 Euro pro Quadratmeter verlangt. Der Preis für eine Eigentumswohnung, die 2012 durchschnittlich 1700 Euro pro Quadratmeter kostete, hat sich gut verdreifacht. Bezahlbarer Wohnraum ist für Normalverdiener nur noch schwer zu finden, selbst heruntergekommene Buden gehen weg. Einigermaßen günstige Wohnungen sind so rar, dass auf den Internetplattformen wie Immoscout24 binnen weniger Stunden sechs-, achthundert oder mehr Anfragen eingehen. Ob dieses Ansturms schalten die Anbieter das Angebot schon nach kurzer Zeit wieder ab.

Wohnen ist das Topthema

Mancher sucht deshalb gleich ein eigenes Häuschen. Doch auch die Eigenheim-Fans haben es in Berlin schwer, denn unter einer Million kommen sie meist nicht weg. Glück hatte, wer vor 15 oder 20 Jahren zuschlug, sein Grundstück und Haus sind heute oft das Dreifache wert. Der Teil von Berlin-Mitte, wo CDU-Frau Stumpp ihre Wohnung suchte, ist heute gleich nach Hamburg Hafenstadt das teuerste Pflaster der Republik.

Die Fassade eines Neubaublocks in Berlin


Die Fassade eines Neubaublocks in Berlin
:


Bild: dpa

Kein Wunder, dass Wohnen das Topthema der Berliner Politik ist – noch vor der ineffektiven Verwaltung, den Problemen an den Schulen oder der Kriminalität. Im Berliner Wahlkampf im vergangenen Jahr wurde vor allem um das Wohnen gestritten. Befeuert wurde die Debatte durch einen erfolgreichen Volksentscheid. Er fordert, die großen Immobilienkonzerne in Berlin zu enteignen.

Franziska Giffey, die neue Regierende Bürgermeisterin der Hauptstadt, hat das Wohnen zur Chefsache gemacht. Mit einem Neubau-Programm will sie dem Problem zu Leibe rücken. Jedes Jahr sollen 20 000 neue Wohnungen gebaut werden, bis 2030 sollen 200.000 errichtet sein. Solche Zahlen wurden zuletzt in den 1990er Jahren geschafft. Giffey hat für dieses Vorhaben ein „Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen“ aus der Taufe gehoben. Die Idee stammt aus Hamburg, der heutige Bundeskanzler Olaf Scholz hat sie dort verwirklicht. Unterstützt von der Politik, ziehen private und städtische Wohnungsgesellschaften und Genossenschaften in der Hansestadt an einem Strang. Pro Jahr werden dort 10.000 neue Wohnungen gebaut, je zu einem Drittel als Eigentums-, normale Miet- und Sozialwohnungen.

Nur wenige ziehen um

Giffeys sperriger Name für das Bündnis zeigt aber schon, dass die Sache mit dem Neubau schwer wird. In Berlin wird mit Immobilien immer noch gutes Geld gemacht, vor allem mit teuren Geschäfts- und Bürobauten. Was fehlt, sind Wohnungen für die Unter- und Mittelschicht. In Deutschlands größter Stadt, die 3,7 Millionen Einwohner zählt, gibt es fast zwei Millionen Wohnungen. Nicht gerade wenig. Das Besondere: Von diesen zwei Millionen gehören 1,7 Millionen zum sogenannten Altbestand, in dem die Mietpreise im bundesweiten Vergleich noch moderat sind.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!