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#Comeback im Doppelpack

Comeback im Doppelpack

Es war vor gut einem Jahr, am 30. November, einem Samstag. Olaf Scholz saß mit seinen Getreuen in einem Lokal in der Nähe der Berliner SPD-Zentrale und dachte übers Aufhören nach. Die Mitglieder der Partei hatten gerade entschieden, dass er nicht Parteivorsitzender werden soll. Der Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland musste sich einem pensionierten Landesfinanzminister und einer Hinterbänklerin aus dem Bundestag geschlagen geben. Er machte dann doch erst mal weiter. Aber eine große Karriere schien ihm nicht mehr bevorzustehen. Die Zeit des Olaf Scholz sei vorbei, stand in den Zeitungen zu lesen.

Ralph Bollmann

Ralph Bollmann

Korrespondent für Wirtschaftspolitik und stellvertretender Leiter Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Noch schlechter als um den Chef des Finanzressorts war es zur gleichen Zeit um den Wirtschaftsminister von der CDU bestellt. Nicht bloß, dass Peter Altmaier zu Jahresbeginn mit einem lädierten Fuß durch die Hauptstadt humpelte. Er galt auch als Kandidat für eine baldige Ablösung. Sein Traum, wie einst Ludwig Erhard das Soziale mit der Marktwirtschaft zu versöhnen, war nicht in Erfüllung gegangen. Seine Konzepte für eine aktive Industriepolitik galten, lange vor Corona, als eine Variante des staatlichen Monopolkapitalismus – und außerdem als Attacke auf den Mittelstand, weil sie sich vor allem um die Großkonzerne drehten. Zuletzt hatten die Familienunternehmer Altmaier nicht mal mehr zu ihrer Jahresversammlung eingeladen. Um politisches Profil rang er mit Attacken auf die Bonpflicht in Bäckereien, die der Finanzminister gerade eingeführt hatte. Das schien im Januar das drängendste wirtschaftspolitische Problem der Republik zu sein.

So viel Geld wie noch nie unters Volk gebracht

Jetzt, nicht mal ein Jahr später, stehen beide glänzend da – für ihre Verhältnisse jedenfalls. Scholz ist der unbestrittene Kanzlerkandidat der SPD. Die neue Parteispitze hat sich mit ihm arrangiert. Trotz bescheidener Umfragewerte glaubt er an Siegchancen bei der Bundestagswahl am 26. September, wenn der Abgang der populären Regierungschefin Angela Merkel unmittelbar bevorsteht. Und Peter Altmaier, dem engen Weggefährten ebendieser Kanzlerin, werden inzwischen sogar Chancen auf einen Posten in der Nach-Merkel-Zeit eingeräumt. Seine Beliebtheitswerte machten einen Sprung nach oben: Waren im Januar laut ARD-Deutschlandtrend nur 38 Prozent der Wähler mit seinem Wirken zufrieden, lag der Anteil im November schon bei 55 Prozent. Das ist ein Wert, den in gewöhnlichen Zeiten gerade mal die Bundeskanzlerin erreichte.

Wer in diesen Tagen mit den beiden Politikern spricht, der erlebt zwei höchst selbstgewisse Männer. Scholz sitzt in seinem martialischen Behördenbau, dem ehemaligen Reichsluftfahrtministerium Hermann Görings. Er kommt gerade aus dem Bundestag. Es ist die Woche, in der das Parlament den Haushalt für das Wahljahr 2021 beschließen wird, mit fast 180 Milliarden Euro an neuen Schulden, fast doppelt so viel wie noch im Frühherbst veranschlagt. Die Zahlen ängstigen ihn nicht: Die Kraft des Staates reiche aus, um diese Krise zu meistern, egal wie lange sie noch geht, so sagt Scholz es tagein, tagaus. Gemeint ist damit natürlich vor allem: die Kraft des Finanzministers.

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