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#Europas Trippelschritte im Pazifikraum

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Europas Trippelschritte im Pazifikraum

Die britischen Matrosen auf der HMS Richmond wussten am Montag nicht im Detail, welche Rolle ihre Fregatte spielt. Sie durchfuhren die nur 180 Kilometer lange Taiwan-Straße, die China und die gleichnamige Insel trennt – viel mehr als eine anspruchsvolle Übungsfahrt. Denn damit setzte das britische Kriegsschiff einen weiteren Nadelstich gegen Peking. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt hat in den vergangenen beiden Wochen noch mehr Gegenwind zu spüren bekommen, als es bislang üblich war. Zugleich aber wurde klar: Eine einheitliche Linie der Demokratien gibt es Peking gegenüber nicht.

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Der Riss geht tief. Schuld daran ist die Absetzung Frankreichs als Lieferant für Australiens Unterseeboote im geschätzten Gesamtwert von 90 Milliarden aus­tralische Dollar (65,3 Milliarden Euro). Stattdessen verkündeten die Australier über Nacht den Verteidigungspakt AUKUS mit Amerikanern und Briten, der auch ihre Ausstattung mit acht Atom-U-Booten umfasst. Zugleich bekommen die Australier Zugriff auf Mittelstreckenraketen der Amerikaner. Gegen die Aufrüstung verblassen weitere Ziele von AUKUS, wie die Zusammenarbeit bei Künstlicher Intelligenz und Quantentechnologie. Man versteht sich: Das Trio Washington, Canberra und London spricht nicht nur dieselbe Sprache. Es ist auch Kern der Five Eyes, der Vereinbarung der Geheimdienste (UKUSA), die auch Kanada und Neuseeland umfasst.

Wie ein begossener Pudel

Für Frankreich ist der Kursschwenk eine Katastrophe. Wie hoch Paris die Hoffnungen geschraubt hatte, zeigt eine Äußerung von Jean-Michel Billig, dem früheren Chef des U-Boot-Programms der französischen Staatswerft Naval Group, im Gespräch mit der F.A.Z.: „Wir sind hier für viele Jahrzehnte, mindestens bis 2080 oder 2090, und nicht nur für das U-Boot-Programm“, sagte er vor gut einem Jahr. „Wir suchen nach Partnern in den Universitäten, Laboren und der Industrie und wollen außerhalb des U-Boot-Auftrages wachsen – etwa beim Bau der Fregatten oder Patrouillenboote.“

Nun liegt Frankreichs Traum, seine traditionelle Verankerung im Pazifik auf ein Jahrhundert abzusichern, in Scherben. Canberra zeigte Paris die kalte Schulter, zog Washington vor. „Der Vertrag war viel mehr als ein kommerzielles Abkommen. Die Absage und insbesondere die Art, in der sie geschah, unterminiert Frankreichs Stellung als wichtiger Spieler im Indopazifik“, heißt es in diplomatischen Kreisen in Canberra. „Nicht nur dass seine Rüstungsindustrie einen lukrativen und prestigeträchtigen Vertrag verloren hat, sondern auch dass seine Diplomaten sich klein und unwichtig fühlen mussten und bis zum letzten Moment nicht einmal erfuhren, dass sie von Washington gedemütigt werden sollten“, fasst der Politologe Andrew Gawthorpe von der niederländischen Universität Leiden die Gefühlslage zusammen.

Die Provokation aber reicht weit über Paris hinaus: Die EU mit ihren Ambitionen steht als begossener Pudel da. Das Vorpreschen Washingtons, ohne Brüssel einzubinden, erinnert an sein Verhalten beim Abzug aus Afghanistan. Zahlreiche Mitgliedsländer wie Frankreich, die Niederlande und Deutschland hatten in den vergangenen Monaten eigene Indopazifik-Strategien vorgelegt. Genau einen Tag nach der Verkündung des AUKUS-Plans aber trat nun der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell ans Mikrofon, um die EU-Strategie für die Wachstumsregion Indopazifik vorzustellen: „Wir bedauern, dass wir nicht informiert wurden, nicht an diesen Gesprächen teilnehmen konnten. Wir müssen aus eigener Kraft überleben, so wie andere auch“, sagte Borrell sichtlich verschnupft.

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