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#Thailand will Bürgern eine Million Hanfpflanzen schenken

„Thailand will Bürgern eine Million Hanfpflanzen schenken“

Der erdige Geruch der Cannabisblüten weht dem Besucher schon auf dem Gehweg entgegen. Da liegt das Gewächshaus noch ein paar Schritte entfernt hinter einem zwei Meter hohen Maschendrahtzaun. Das abgetrennte Areal, das in etwa die Größe eines Tennisplatzes umfasst, ist mit einem Vorhängeschloss und einer elektronischen Alarmanlage gesichert.

Am Eingang hängt ein Schild, auf dem in thailändischen Schriftzeichen erklärt wird, dass es sich um eine gesicherte Anlage mit Zugangsbeschränkung handelt. Kein Unbefugter hat Zugang: „Die Sicherheitsvorkehrungen verhindern, dass nicht einfach die Leute hereinkommen, das Cannabis stehlen und in illegaler Weise benutzen“, sagt Arun Avery, ein Thai-Kanadier, der das Gewächshaus leitet und den Titel „Grow Operations Manager“ trägt.

Einige große buschige Hanfgewächse ragen neben dem Treibhaus aus Blumentöpfen in die Höhe, fast wie Bambus in einem Gartencenter. Die Blätter haben die charakteristische Fächerform, die man auch von Legalisierungsdemos oder Reggae-Flaggen kennt. Der 35 Jahre alte Avery versichert, dass hier alles legal ablaufe. Das Gewächshaus befindet sich auf dem Gelände einer Krebsklinik in der nordthailändischen Stadt Udon Thani. Bis vor ein paar Jahren waren darin Melonen angebaut worden.

Cannabis als Haushaltsgewächs

Im Jahr 2018 gab Thailand als erstes Land in Südostasien den Gebrauch von Cannabis für medizinische Zwecke frei. Der damalige Direktor beauftragte Avery damit, Hanf anzubauen. Das Cannabis-Öl, das man aus den Blüten der Pflanzen gewinnt, wird zur Krebstherapie eingesetzt, zur Linderung von Schmerzen und zur Appetitanregung.

Damals war das Gewächshaus noch einer von wenigen Orten, an denen Cannabis legal angebaut werden konnte. Doch in Thailand ändert sich die Gesetzeslage rasant. Der kommende Donnerstag ist der Tag des „Ganja“, wie die Thais Marihuana nennen. Von diesem Tag an sind alle Teile der Cannabispflanze, neben Blättern und Stamm nun also auch die Blüte, von der Liste der illegalen Betäubungsmittel gestrichen. Die Thais dürfen sie damit wie „Haushaltsgewächse“ auch privat anbauen, wie der Gesundheitsminister Anutin Charnvirakul mitteilte, der in der Legalisierung federführend ist. Er hat sogar angekündigt, eine Million Pflanzen an thailändische Haushalte auszugeben. Interessierte müssen nur über die neue App „Plook Ganja“ die Behörden vorher informieren.

Gewächshausanlage in Udon Thani, Nordthailand. Hier wird schon länger Hanf angebaut.


Gewächshausanlage in Udon Thani, Nordthailand. Hier wird schon länger Hanf angebaut.
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Bild: Till Fähnders

Allerdings gelten weiterhin erhebliche Einschränkungen: Die Cannabis-Erzeugnisse dürfen allein für medizinische Zwecke verwendet werden. Der Gehalt des psychoaktiven Wirkstoffs Tetrahydrocannabinol (THC) darf einen Wert von 0,2 Prozent nicht überschreiten. Das macht es quasi unmöglich, sich damit ein „High“ zu verschaffen. Das Rauchen der Blüten bleibt verboten und kann neuerdings auch als öffentliches Ärgernis bestraft werden. Für den Verkauf und den Missbrauch von Cannabis mit einem höheren Wirkstoffgehalt drohen weiterhin Haftstrafen. Von einem „Amsterdam Asiens“, von dem manch ein Cannabis-Befürworter schon geträumt hat, ist Thailand also noch etwas entfernt.

Trotzdem ist es erstaunlich, wie schnell das Königreich anderen Ländern in Europa und Amerika auf dem Weg zur Legalisierung folgt. Bisher gingen Polizei und Justiz nicht zimperlich mit Tätern um. Mancher Tourist ließ sich von dem mitunter halb offenen Verkauf des Rauschgifts blenden und landete im berüchtigten „Bangkok Hilton“, wie dort ein Gefängnis genannt wird. In anderen Ländern der Region bleibt die Gesetzeslage streng. In Singapur, Malaysia und in Indonesien kann der Schmuggel von Cannabis von einer bestimmten Menge an sogar die Todesstrafe nach sich ziehen.

Cannabis-Produkte für Restaurants, Spas und Cafés

Auch in Thailand selbst stößt der Schritt nicht nur auf Zuspruch. Mediziner und Psychologen warnen vor einer vollständigen Legalisierung. „Wir sollten ex­trem vorsichtig vorgehen“, sagt die Psychologin Ratsamon Kalayasiri von der Chulalongkorn-Universität der Zeitung „Bangkok Post“. Ihr zufolge hat die Legalisierung bereits zu einem erhöhten Cannabis-Konsum geführt. Von einer Million im Jahr 2020 sei die Zahl der Konsumenten schon auf 1,89 Millionen gestiegen. Der Psychologin zufolge erlebten etwa acht Prozent der Konsumenten langfristige Nebenwirkungen, darunter Lernschwierigkeiten und andere psychische Probleme. Darüber hinaus gibt es Zweifel, ob die Behörden überhaupt für die Kontrolle der Qualität, des Wirkstoffgehalts und des Verkaufs der Produkte vorbereitet sind.

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